5. ARB

Fünfter Armuts- und Reichtumsbericht beschlossen

Der Bericht zeigt Handlungsbedarf, um den sozialen Zusammenhalt und Leistungsgerechtigkeit weiter zu stärken.

Das Bundeskabinett hat am 12.4.2017 den Fünften Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (5. ARB) "Lebenslagen in Deutschland" beschlossen. Der Bericht analysiert Lebenslagen in Deutschland wie die Erwerbstätigkeit, die Einkommens- und Bildungssituation, die Gesundheit und das Wohnen für Menschen unterschiedlicher Lebensphasen. Die soziale Lage in Deutschland wird dafür auf Basis vorliegender Statistiken und eigens in Auftrag gegebener Forschungsvorhaben ausführlich beschrieben. Der 5. ARB richtet den Blick stärker als die Vorgängerberichte auf die gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge von Armut, Reichtum und Ungleichheit. Dazu gehört ganz besonders die Entwicklung der Erwerbseinkommen, die für die große Mehrheit der Menschen die wichtigste Einkommensquelle darstellen.

Der 5. ARB belegt eine insgesamt positive Entwicklung der sozialen Lage in Deutschland: Ökonomische Stabilität und kontinuierliches Wirtschaftswachstum haben zur höchsten Beschäftigtenzahl und niedrigsten Arbeitslosigkeit seit der deutschen Einheit beigetragen. Auch die Reallöhne sind spürbar gestiegen, zuletzt vor allem für gering Qualifizierte. Der Bevölkerungsanteil im mittleren Einkommensbereich ist im Berichtszeitraum stabil geblieben; der Anteil derjenigen, die wegen eines vergleichsweise niedrigen Einkommens als armutsgefährdet gelten, ist in den vergangenen Jahren etwa gleich geblieben und hat sich zuletzt allenfalls leicht erhöht. Zu Beginn des letzten Jahrzehnts waren die Einkommen allerdings noch deutlich gleichmäßiger verteilt als heute. Die Ungleichheit der Vermögen ist in Deutschland im internationalen Vergleich anhaltend hoch.

Der Bericht hält jedoch auch fest, dass die Wahrnehmung von Armuts- und Reichtumsfragen zum Teil deutlich von dem abweicht, was die Indikatoren des Berichts belegen. Denn wenngleich die Indikatoren nicht auf eine stark gestiegene Ungleichheit hindeuten, nimmt die Bevölkerung jedoch genau das wahr: Eine für den 5. ARB durchgeführte Umfrage zeigt, dass sich in der Wahrnehmung der Bevölkerung der Anteil sowohl der armen als auch der reichen Menschen in Deutschland deutlich erhöht hat. Daraus kann abgeleitet werden, dass volkswirtschaftliche Daten nicht immer die differenzierte Lebenswirklichkeit in verschiedenen sozialen Gruppen, Berufen und Regionen widerspiegeln. Der Bericht reagiert darauf, indem er konkrete Lebenslagen sowie subjektive Einschätzungen stärker in den Blick nimmt.

Infografik zur gefühlten Verteilung von Armut und Reichtum in Deutschland

Die Grafik zeigt Balkendiagramme zur gefühlten Verteilung von Armut und Reichtum in Deutschland. 44 Prozent haben das Gefühl, der Anteil armer Menschen habe stark zugenommen, 40 Prozent glauben, er habe etwas zugenommen und 8 Prozent glauben, er sei gleich geblieben. Beim Anteil reicher Menschen haben 31 Prozent den Eindruck, dass dieser stark gestiegen sei, 39 Prozent sind der Meinung, der Anteil habe etwas zugenommen und 16 Prozent glauben, er sei gleich geblieben. An der Befragung nahmen 2021 Personen teil.

Bundesarbeits- und Sozialministerin Nahles: Der Bericht zeigt uns, dass es eine verfestigte Ungleichheit bei den Vermögen gibt. Die reichsten 10 Prozent der Haushalte besitzen mehr als die Hälfte des gesamten Netto-Vermögens. Die untere Hälfte nur 1 Prozent. Zudem kommt der wirtschaftliche Aufschwung nicht bei allen an. Die unteren 40 Prozent der Beschäftigten haben 2015 real weniger verdient als Mitte der 90er Jahre. Wenn sich harte Arbeit für die, die klein anfangen müssen, kaum auszahlt, schadet das uns allen. Die Studien zeigen aber auch: Wir können daran etwas ändern. Seit der Einführung des Mindestlohns geht die Schere wieder ein Stück zurück. Auch von der Eindämmung bei Leiharbeit und Werkverträgen erhoffen wir uns das. Doch das sind nur erste Schritte. Ich wünsche mir einen Pakt für anständige Löhne – im Handel etwa, in der Pflege oder bei anderen Dienstleistungen.