Statistische Daten und Analysen geben Orientierung und schaffen eine Grundlage für empiriegestützte Politik. In den Armuts- und Reichtumsberichten der Bundesregierung werden dazu primär die Entwicklungen der vergangenen vier Jahre bilanziert. Das ist der Berichtszeitraum. Es handelt sich damit nicht um einen Trendreport mit Szenarien und Prognosen aufgrund von Modellrechnungen. Vielmehr werden wissenschaftliche Analysen über grundlegende derzeitige Zusammenhänge verständlich dargestellt und bewertet sowie Zeitreihen mit Kernindikatoren fortgeschrieben.
Wie aktuell der Bericht sein kann, hängt von der Verfügbarkeit der Daten ab. Erhebung, Aufbereitung und Bereitstellung brauchen ihre Zeit. Manche Daten werden monatlich, andere jährlich oder sogar nur in Abständen von mehreren Jahren erhoben. Manche Entwicklungen, etwa aus dem Bereich der Demographie, werden erst bei langfristiger Betrachtung deutlich. Andere Indikatoren wiederum verweisen auf administrative Vorgänge (z. B. die Mindestsicherungsquote), die natürlich erst ab dem Zeitpunkt ihrer Einführung datentechnisch erfasst werden. Hierdurch ergibt sich ein heterogenes Zeitspektrum für die Analysen.
Viele Daten werden aus Bevölkerungsumfragen gewonnen, die anschließend auf die Gesamtpopulation hochgerechnet werden. Während das eigentliche Hochrechnungsverfahren als unproblematisch gilt, bringt die Gewinnung einer passenden Stichprobe – mithin das Auswahlverfahren – eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Die Problematik lässt sich unter dem Begriff Mittelstandsbias zusammenfassen. Damit ist gemeint, dass in derartigen Umfragen – mit i.d.R. freiwilliger Teilnahme – Personen aus der Mittelschicht überproportional häufig vertreten sind. Auch eine nachträgliche statistische Gewichtung kann dabei die Abwesenheit gerade der beiden Extreme der Verteilung nicht vollständig kompensieren. Diese Problematik zieht sich durch alle deutschen Mikrodatensammlungen. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass gerade Personen in besonders prekärer Lebenslage, wie Anstaltsinsassen oder Personen ohne festen Wohnsitz mit den Surveys nicht erreicht werden. Umgekehrt liegen etwa auf Grund von Kappungsgrenzen beim Mikrozensus (MZ) und der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) für höchste Einkommen und Vermögen kaum belastbare Daten vor. Versuche, diese Datenlücken mit den Prozessdaten der Einkommensteuerstatistik zu schließen, bleiben für die meisten Fragestellungen unfruchtbar, da sich in den Steuerdaten kaum Informationen zum Haushaltskontext u.ä. finden und zudem ein anderer Einkommensbegriff zugrunde gelegt wird.